Am 30. Juli 1949, in der großen Zeit
der Weltbürgerbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg, erklärte sich
Cahors im Südwesten Frankreichs, die Stadt mit der markanten Brücke
über den Fluss Lot als Wahrzeichen, zum Territorium einer
Bewegung, die "Mondialisation" genannt wurde. Von dieser
Geschichte erzählte 2017 der Artikel "Mondialists unite!" in The Guardian, deutsch in "der Freitag".
Diese symbolische Bekundung als
Weltterritorium fand Nachahmer in vielen Ländern. Im Département Lot folgten fast alle Gemeinden dem Beispiel. Im Juni 1950 gab es in
Cahors ein großes Fest, bei dem man die "Straße ohne Grenzen
Nr. 1" eröffnete, die mit speziellen Meilensteinen markiert
wurde. Allerdings reichte das Projekt nie weiter als bis zum 20 km
entfernten Saint-Cirq-Lapopie. In diesem Jahr wurden mehrere der aus
Blech konstruierten "Terminals" von Schülern einer
berufsbildenden Schule restauriert und feierlich wieder an ihren
unsprünglichen Plätzen aufgestellt.
Heute, nach 70 Jahren, ist außerhalb der Umgebung von
Cahors kaum noch etwas von der damaligen "Mondialisierung"
in Erinnerung. Der Weltbürgerverein von Cahors ist eng mit dem
Weltbürger-Register in Paris verbunden. Von dort aus wird die Aktion
zwar offzielle fortgeführt, steht aber faktisch nur auf dem Papier.
Der Verein in Cahors befasst sich leider fast nur mit der
Vergangenheit der Weltbürgerbewegung. Zukunftsweisende Ideen oder
Projekte sind keine in Sicht.
Durch Cahors führt die Via Podiensis.
Der Weg geht über die Brücke mit den drei Türmen. Tausende
Jakobspilger ziehen dort jährlich in Richtung Spanien, ohne etwas
von der Weltbürgerstadt zu erfahren. Aber vielleicht wird das jetzt
anders, denn an der Pont Valentré steht nun ein frisch lackierter
Kilometerstein mit den Zielhinweisen Paris und New York. Mit etwas
Sinn für Marketing und praktische Symbolik hätte man Santiago de
Compostela dazu schreiben können.
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